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Rezension des Buches „Deutschland, deine Buchenwälder“

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Für mehr Nachhaltigkeit im Wald

 

PANEK, N. (2016): Deutschland, deine Buchenwälder. Daten-Fakten-Analysen.
Ambaumverlag Vöhl-Basdorf, ISBN 978-3-940616-24-1, 18,90 €



Norbert Panek - Deutschland, deine BuchenwälderNachhaltigkeit bezeichnet laut Gablers Wirtschaftslexikon eine Art des Wirtschaftens, „bei welcher derzeitige Bedürfnisse befriedigt werden, ohne zukünftigen Generationen die Lebensgrundlagen zu entziehen“. Geprägt wurde der Begriff 1713 von dem Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz aus Freiberg in Sachsen in einer Zeit, als der Rohstoff Holz immer knapper wurde. Für Jahrhunderte wurde Nachhaltigkeit zum Grundsatz des Wirtschaftens im Wald. Darauf können Generationen von Förstern können zu Recht stolz sein.

 

Das Prinzip der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft wird von Waldeigentümern und Forstverwaltungen meist auf die Biomasse bezogen. Ohne Zweifel - es wird aus unseren Wäldern nicht mehr Holz entnommen als nachwächst. Das Buch von Norbert Panek ist aber ein Plädoyer für eine Nachhaltigkeit, die ökologischen und ökonomischen Erfordernissen gerecht wird: Alle Baumaltersklassen sollten „annähernd gleiche Flächenanteile aufweisen, um eine mengen-nachhaltige Bewirtschaftung sicherzustellen“. In diesem Sinne ist die Forstwirtschaft in Deutschland vielerorts keinesfalls ausreichend nachhaltig. Das ist eine wesentliche Erkenntnis aus der Lektüre des informativen Buches von Panek.

 

Im Wesentlichen stützt sich der Autor auf die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2014. Norbert Panek ist kein Forstmann, hat sich aber intensiv mit unseren Buchenwäldern befasst. Seine Unabhängigkeit von der Forsthierarchie ermöglicht es ihm, auch unbequeme Dinge anzusprechen. Er hat Landespflege studiert und engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der Buchenwälder. 1990 gehörte er zu den Gründern des Vereins „Pro Nationalpark-Kellerwald“ und war als Gutachter für das Bundesamt für Naturschutz zur Vorbereitung der UNESCO-Nominierung der deutschen Buchen-Welterbegebiete tätig.

 

Doch nun zu den Ergebnissen der Bundeswaldinventur, die Panek in anschaulichen Grafiken und gut aufbereiten Tabellen darstellt. Aus der Fülle der Daten und Fakten seien in diesem Rahmen nur ein paar Beispiele ausgewählt, insbesondere zu Hessen im Vergleich zu den anderen Bundesländern.

 

In Hessen hat die Buche mit 29,9 % den höchsten Flächenanteil aller Bundesländer, dabei führt der Staatswald mit 33,8 %. Nur 8,3 % der deutschen Buchenwälder sind über 160 Jahre alt. In Hessen beträgt der Anteil 10,4 %. Allerdings werden in der Statistik die zahlreichen stark aufgelichteten, also abgeernteten  Bestände mit Naturverjüngung und einzelnen alten Bäumen, sogenannten Überhältern, mitgerechnet. Von 2002 bis 2012 hat die Buchenfläche bundesweit um 6 % zugenommen. Aber problematisch ist der ungleiche Altersaufbau. Mehr als die Hälfte ist jünger als 100 Jahre. Die geringsten Anteile haben die jüngsten und ältesten Altersklassen. Den höchsten Anteil alter Buchen haben Bayern und Hessen. In Bayern befinden sich 62 % aller Altbuchenbestände (älter als 160 Jahre) im staatlichen Besitz, in Hessen sind es nur 35%. Mit 32 % hat Hessen den höchsten Buchen-Vorratsanteil am Gesamt-Vorrat aller Baumartengruppen. Die Nutzung der Buchen in der Altersklasse 141 bis 160 liegt in Hessen deutlich über anderen Bundesländern.

 

Alte Bäume bezeichnet Panek als „Schlüssel-Elemente“ für Naturnähe und somit für die Biodiversität. Starkes stehendes Totholz gilt als ökologischer Gütezeiger in naturnahen Wäldern, ist aber im Wirtschaftswald selten. Erstmals wurden im Rahmen der Bundeswaldinventur sogenannte Biotopbäume (z. B. mit Bruthöhlen und Horsten) erfasst. In Buchenwäldern beträgt der Anteil markierter und somit geschützter Bäume nur 0,027 %. Der Autor spitzt sicher zu, wenn er  den geringen Anteil an Biotopbäumen zum Anlass nimmt, den „integrierten“, im Wirtschaftswald stattfindenden Naturschutz als gescheitert zu erklären. Es gibt durchaus positive Ansätze, zum Beispiel in der „Naturschutzleitlinie“ für den hessischen Staatswald, die jedoch nur zögerlich greift. Unabdingbar ist aber ein Nutzungsverzicht auf angemessen großen Flächen im Staatswald, denn, so konstatiert Panek zu Recht, „wesentliche waldbezogene Naturschutzziele“ können in Wirtschaftswäldern nicht erfüllt werden. Die Biodiversität im Wald stützt sich nun einmal zu einem großen Teil auf die Alters- und Zerfallsphasen der Bäume. Sehr bedauerlich ist in diesem Zusammenhang die unzureichende Sicherung der bundesweit bedeutsamen Hänge nördlich des Edersees.

 

Nur zustimmen kann man der Kritik von Panek am Umgang mit den FFH-Gebieten im Wald. Deren Bewirtschaftung unterscheidet sich nicht von anderen Wirtschaftswäldern. Auch hier formuliert der Autor mit dem Urteil „Etikettenschwindel“ deutlich. In der Tat muss man sich fragen, ob eine Bewirtschaftung, die dem „integrierten Naturschutz“ Rechnung trägt, nicht zu gleichen Ergebnissen führt wie in formal ausgewiesenen FFH-Gebieten. Wozu dann die „enormen bürokratischen Kraftanstrengungen“?

 

Seine Aussagen unterstreicht Panek durch zahlreiche gute Fotos zu Naturwäldern, verschiedenen Nutzungsformen und der Buche als Baumart. Aber auch Erschreckendes hat er dokumentiert, z. B. in den FFH-Gebieten „Sackpfeife“ im Rothaargebirge und im „Dalwigker Holz“ bei Korbach.

 

Der Autor hofft, mit seinem Buch „zur Versachlichung der Diskussion um den notwendigen Schutz von Buchenwäldern beitragen zu können“. Das möchte man ihm wünschen. An den Daten und Fakten dürfte wenig zu deuteln sein, aber die Analysen von Panek sind zum Teil messerscharf, so dass mit Abwehrreaktionen der Forstwirtschaft zu rechnen ist.

 

Wichtig als Rezensenten ist mir, dass die Kritik nicht auf den einzelnen Revierförster zielt, sondern auf die Vorgaben von oben, unter denen sicher mancher leidet, der sie vor Ort umsetzen muss.

Wolfgang Lübcke