Rezension:
„Naturschutz in Hessen“,
Band 10/2006
 

Informativ - vielseitig - lesefreundlich

Rezension: Wolfgang Lübcke, 2006

Das im zehnten Jahr erschienene Jahrbuch „Naturschutz in Hessen“ hat einen neuen Herausgeber, die Nordhessische Gesellschaft für Naturkunde und Naturwissenschaften (NGNN). Sie ist ein Zusammenschluss des Naturschutzringes Nordhessen und der Kasseler Philippi-Gesellschaft zur Förderung der Naturwissenschaften, versteht sich als Partner der Naturschutzverbände. Insbesondere gibt sie Fachpublikationen heraus. Die Redaktion des Jahrbuchs wurde erweitert, u. a. arbeitet jetzt auch Professor Hans-Heiner Bergmann (Bad Arolsen) mit.

Der Jubiläumsband gefällt durch sein modernes, aufgelockertes Layout mit vielen Farbbildern. Die Beiträge sind insgesamt relativ kurz gehalten, haben Zwischenüberschriften, gute grafische Darstellungen und sind dadurch sehr lesefreundlich gestaltet.

Einige Beiträge seien für die Leser aus Waldeck-Frankenberg besonders hervorgehoben.

Da ist zunächst der Bericht „Der Luchs ist nach Hessen zurückgekehrt“ des Arbeitskreises Hessenluchs, in dem auch NABU und HGON Mitglied sind. Von 1985 bis 2006 wurden hessenweit 137 Luchsbeobachtungen gemeldet, davon neun aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg.

Eine Darstellung seltener Baumarten in Hessen bezieht sich auf Eibe, Schwarz-Pappel (die noch im unteren Edertal zu finden ist), Speierling, Berg-, Feld- und Flatterulme sowie Wild-Apfel und Wild-Birne.

Claudia Thöne berichtet über die hessischen Pomologentage in Naumburg, Stefan Stübing u. a. stellen das deutschlandweite Brutvogel-Kartierungsprojekt ADEBAR vor oder die Leser erhalten Einblick in das Naturschutzmanagement der Vogelsbergteiche,die vom NABU-Landesverband auch mit Unterstützung aus Waldeck-Frankenberg angekauft werden konnten.

  Auf Initiative des aus Sachsenberg stammenden Malers Theodor Rocholl wurde vor hundert Jahren das erste hessische Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der „Urwald Sababurg“ im Reinhardswald ist ein ehemaliger Hutewald, wie sie auch in schöner Ausprägung noch im Kellerwald zu finden sind. Zum Jubiläum ist übrigens ein brillanter Bildband von Hermann-Josef Rapp und Markus Schmidt (euregioverlag Kassel) herausgebracht worden.

Professor Klaus Werk (Fachhochschule Wiesbaden) schreibt zum Thema „100 Jahre Naturschutz als Staatsaufgabe in Deutschland“.

In Hinblick auf die auch in Waldeck-Frankenberg geführte Diskussion über die starke Entnahme alter Buchen aus unseren Wäldern ist ein Beitrag von Stefan Nowack (Hessen-Forst) zum Thema „Nachhaltigkeit und Holzeinschlag“ interessant. Eine Grafik zeigt, dass die aus Naturschutzsicht wichtigen über 120jährigen Buchenbestände gleichwohl im Zeitvergleich 1994, 2000 und 2005 zugenommen haben. Allerdings sind die Altersklassen der über 140jährigen und über 160jährigen Bäume nicht gesondert dargestellt.

Detlev Finke, Achim Frede und Heinz-Jürgen Schmoll stellen das Naturschutzgroßprojekt - derzeit das einzige in Hessen - in der Kellerwaldregion vor.

Besonders empfehlenswert ist auch die Lektüre des Beitrags von Professor Roland Hedewig (Kassel) zum Thema „Naturschutz und Gesundheit“. Eine Konsequenz dieser Darstellung sollte sein, den Zusammenhang von Naturschutz und Gesundheitsprävention in der Öffentlichkeitsarbeit stärker herauszustellen, ein Aspekt, der insbesondere für Bad Wildungen lohnend erscheint.

Bezug: cognitio Verlag, Westendstraße 23, 34305 Niedenstein, Einzelpreis: 8 Euro, im Abonnement 7 Euro

Rezension von Wolfgang Lübcke, 2006