"Bunte
Pflanzenwelt im Kellerwald"
Bildvortrag beim NABU-Treff


 

Achim Frede begeisterte die Zuschauer mit botanischen Kostbarkeiten

WLZ, 09. Februar 2006

Mit hervorragenden Bildern und einem lebendigen Vortrag über die „Bunte Pflanzenwelt im Kellerwald“ begeisterte Diplombiologe Achim Frede (Basdorf) seine zahlreichen Zuhörer anlässlich des NABU-Treffs in Giflitz.

Astlose Graslilie, Foto: A. Frede

Frede, der als Botaniker und Vegetationskundler zu den besten Kennern der Kellerwaldregion zählt, hat diesen Vortrag erstmals öffentlich vorgestellt. Immer wieder riefen seine Ausführungen Erstaunen hervor, welche Vielfalt an Naturschätzen im Kellerwald zu finden ist.

Besonderheiten des Naturraumes Kellerwald

Frede erläuterte zunächst die geografische Abgrenzung des Naturraumes Kellerwald, wie er in der Fachliteratur vorgenommen wird. Der Naturraum Kellerwald reicht vom Hohen Keller im Süden des Naturparks bis zu den Hängen nördlich des Edersees. Das Verbindende dieses Mittelgebirges sind die geologischen Gegebenheiten. Mitten in Deutschland treffen sich hier verschiedene Florenbereiche, die eine ungewöhnliche Vielfalt der Pflanzenwelt bedingen und zugleich eine große Anzahl von Raritäten bieten. So stellte Frede an den Anfang seines Vortrages eine kleine Reise durch die Naturräume des Kellerwaldes: Von dem erst in den letzten Jahren entdeckten Waldmoor am Hohen Keller, wo noch große Bestände des Wollgrases zu finden sind, bis hin zu dem Halbtrockenrasen im Bereich der Stadt Waldeck, wo z. B. heimische Orchideenarten gedeihen.

Pflanzenvielfalt in Waldeck-Frankenberg

Bei Waldeck entdeckten die heimischen Botaniker das Messtischblattviertel mit der höchsten Artenzahl im gesamten Kreisgebiet. 628 Pflanzenarten wurden dort kartiert. 1430 Pflanzenarten wurden insgesamt in Waldeck-Frankenberg erfasst. Diese speziellen Kenntnisse sind dem Buch „Pflanzenwelt zwischen Eder und Diemel“ zu entnehmen, zu dessen Autoren Achim Frede gemeinsam mit Winfried Becker (Bad Arolsen) und Wolfgang Lehmann (Korbach) gehört. Hier findet man Verbreitungskarten, Texte zu den Standortbedingungen und Besonderheiten der jeweiligen Arten sowie eine umfangreiche Bilddokumentation.

Lange Tradition der botanischen Erforschung

Frede machte deutlich, dass die Erforschung der heimischen Flora in einer langen Tradition steht. Die ersten Angaben über seltene Pflanzenarten bei Bad Wildungen machte G.W.F. Wenderoth 1839 in seiner Beschreibung der kurhessischen Pflanzenwelt. Eine „Flora Waldeccensis et Itterensis“ verfasste schon 1841 der Königlich Preußische Apotheker Jean Baptista Müller aus Medebach. Eine besondere Bedeutung für die Kenntnisse über den Kellerwald hat auch die „Flora von Bad Wildungen und Umgebung“, die Professor Wilhelm Ortloff 1908 veröffentlichte.

Besonderheiten und Raritäten

Waldprimel, Foto: A. Frede

Sehr aufschlussreich waren für die Naturfreunde die historischen Fotos des Korbacher Malers Albert Nieschalk, die Frede mehrfach zu Vergleichen mit der aktuellen Situation zeigte. Albert und Charlotte Nieschalk haben sich die größten Verdienste um die Erforschung der heimischen Pflanzenwelt erworben. Sie wiesen unter anderem schon früh auf die Bedeutung des Diabasfelsens Bilstein bei Bad Wildungen hin. Hier wachsen allein zehn Pflanzenarten, die nur hier im Kreis Waldeck zu finden sind. Mit der Goldaster ist hier z. B. eine Steppenart einzigartig. Als das floristische Juwel des Ederseegebietes gilt aber die Pfingstnelke. Botaniker reisen von weit her an, um im Nationalpark die größten hessischen Pfingstnelkenbestände zu bewundern. Frede betonte, die Pfingstnelke sei die einzige Pflanzenart unserer Heimat, für die wir eine weltweite Verantwortung tragen. Sie steht auf der Welt-Rote-Liste. Schon im März blüht am Sonderrain bei Bad Wildungen die seltene Küchenschelle (s. Foto). Fachleute rätseln, warum sie an diesem Standort existieren kann, denn eigentlich wächst sie auf Steppenrasen mit Kalkuntergrund. Als besondere Rarität des Sonderrains gilt unter Botanikern auch der Steife Lauch, von dem westlich des Urals nur drei Standorte existieren. Eine Sensation sei auch die Entdeckung des Steppenfenchels bei Bad Wildungen gewesen.

Seiner Revue der botanischen Raritäten schloss Frede einen Überblick von Charakterarten der Kellerwaldregion an. Sie reichte von der Mehlbeere bis hin zu Arnika oder dem Breitblättrigen Knabenkraut, einer Orchidee, die auf feuchten Wiesen des Kellerwaldes wächst.

Wolfgang Lübcke (NABU Edertal) dankte Achim Frede dafür, dass er mit der „Premiere“ seines Vortrages über die Pflanzenwelt des Kellerwaldes dessen besonderen naturkundlichen Wert auch für die Besucher der Region verdeutlicht habe und wünschte sich, dass dieser Aspekt des Kellerwaldes künftig stärker in der Öffentlichkeitsarbeit herausgestellt wird.

Das Buch zum Thema:
Becker, Frede, Lehmann: Pflanzenwelt zwischen Eder und Diemel. Flora des Landkreises Waldeck-Frankenberg mit Verbreitungsatlas. Bezug über den örtlichen Buchhandel, die örtlichen NABU-Gruppen oder hier beim NABU Kreisverband Waldeck-Frankenberg

 


 
Küchenschelle, Foto: A. Frede

Bericht: W. Lübcke, Bilder: A. Frede