Skipiste würde Nationalpark
erheblich schaden

 

NABU erfreut über klare Minister-Worte

NABU - Pressedienst -Nr. 21/05 – 21. Juni 2005

Wetzlar/Edertal. Die „klare Absage“ von Umweltminister Dietzel (siehe unten) an ein Skigebiet am Peterskopf im Nationalpark Kellerwald-Edersee hat der Naturschutzbund Hessen (NABU) begrüßt.

Landesgeschäftsführer Hartmut Mai nannte das schon seit fünf Jahren diskutierte Projekt „absolut kontraproduktiv“ für den Nationalpark“. Der NABU könne sich der Argumentation des zuständigen Fachministers in vollem Umfang anschließen.

Die Skipiste würde nach Berechnungen des NABU eine Störzone von vier Quadratkilometern im zweitkleinsten Nationalpark Deutschlands verursachen. Bisher könne der Nationalpark Kellerwald-Edersee damit werben, dass in dem relativ kleinen Gebiet der Nationalparkgedanke konsequent umgesetzt werde. Mai verwies auf das Vorkommen von Arten mit europäischem Schutzstatus im Planungsbereich. Nicht vergessen dürfe man auch die Beeinträchtigung des Naturschutzgebietes „Stausee von Affoldern“, das die Qualität eines europäischen Vogelschutzgebietes habe.

Mai erklärte: „Ein Ja zu Skipiste bedeutet ein Ja zur nachhaltigen Schädigung des Nationalparks!“ Er appellierte an alle Verantwortlichen, nach den deutlichen Worten des Ministers den Blick nach vorn zu richten.Dazu gehören für den NABU ideenreiche, umweltverträgliche Projekte zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur in der Nationalparkregion. Mai: „Hierbei bieten wir ausdrücklich unsere Mitarbeit an.“ „Natur pur“ sei ein aktueller touristischer Trend. Der NABU habe eine Dokumentation erstellt, die belege, dass er sich als größter deutscher Naturschutzverband auf allen organisatorischen Ebenen sowohl für den Naturschutz als auch die Regionalentwicklung im Kellerwald engagiere. Er erinnerte an die Aktion „Mit dem Wanderbus in den Nationalpark“, zahlreiche geführte Wanderungen oder etliche Informationsschriften. In zunehmendem Maße berieten die örtlichen NABU-Gruppen Naturfreunde, die im Kellerwald Urlaub machen möchten, über Telefon und Internet oder Zusendung von Info-Material.

Mark Harthun, Stellv. Landesgeschäftsführer NABU Hessen, Friedenstraße 26, 35578 Wetzlar, Tel. 06441/67904-0, Durchwahl: 67904-16, Fax 06441/67904-29


Presseinformation des Hessisches Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Wiesbaden, den 17. Juni 2005, Nr. 225

Umweltminister Wilhelm Dietzel: „Skigebiet am Peterskopf hat keine Chance auf Umsetzung – Bürgerbefragung unnötig“

„Aus unserer Sicht hat das vielfältig diskutierte Skigebiet am Peterskopf keine Chance umgesetzt zu werden. Daher ist auch keine Bürgerbefragung nötig“, sagte Wilhelm Dietzel, Hessischer Minister für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz heute in Wiesbaden. Bereits 2002 seien dem Ministerium Planungen für den Bau einer Skiabfahrt vom Peterskopf bis nach Hemfurth vorgetragen worden. Die Bedenken des Fachministeriums seien schon verschiedentlich den Investoren und Planern dargestellt worden.

„Der Bau eines Sesselliftes und einer Skipiste in den Hang wären ein starker Eingriff in den gerade neu entstandenen Nationalpark Kellerwald-Edersee. Dieser Nationalpark ist mit seinen 5700 Hektar einer der kleinsten Nationalparke in Deutschland. Ein Eingriff dieser Art würde nicht nur die tatsächlich umgewandelte Fläche betreffen, sondern auch durch die gänzlich naturfremde Nutzung weite Auswirkungen in das umliegende Areal haben. Insbesondere die wildlebenden Tiere des Areals würden in Ihrem Lebensraum deutlich beeinträchtigt. Mögliche Auswirkungen der künstlichen Beschneiung auf die Ökologie des Gebietes sind nicht untersucht und belegt. Die Offenlegung einer 30 Meter breiten Schneise auf dem steilen Hang stößt ebenfalls auf ökologische Bedenken“, so Dietzel.

Der gesamte Bereich sei zudem als FFH- und Vogelschutzgebiet gemeldet worden, was bedeute, dass das heutige Nationalparkgebiet Teil des europäischen Naturschutznetzes NATURA 2000 geworden ist, betonte der Minister. Veränderungen an den Abgrenzungen bedürften der Zustimmung durch die Europäische Kommission. Damit sei aber nach den Erkenntnissen der Fachleute meines Ministeriums nicht zu rechnen. Bislang sind Änderungen in den Gebietsabgrenzungen von FFH-Gebieten nur dann zugelassen worden, wenn es der Durchführung von Maßnahmen im Sinne des Allgemeinwohls diente. Eine derartige Argumentation sei hier nicht zu begründen.

Um überhaupt mit der EU-Kommission ein Gespräch führen zu können, sei eine ökologische Machbarkeitsstudie erforderlich, die die Investoren mit Hinweis auf die damit verbundenen Kosten bislang aber nicht vorgelegt haben.

„Die Einrichtung einer Abfahrtskipiste im Nationalparkgebiet würde in allen Bereichen des Naturschutzes auf großes Befremden stoßen“, so Minister Dietzel und abschließend: „Mit den jetzt schon erkennbaren Konturen der Nationalparkgestaltung, die auf kleiner Fläche ein Optimum an Naturschutz zusammen mit einer naturverträglichen Erholungsnutzung erreichen will, ist ein Skigebiet nicht vereinbar. Es bleibt dabei, kein Skigebiet am Peterskopf!"

 
Pressemeldung im Originallayout als PDF-Datei

Ein ausführliches Positionspapier zum Thema Skipiste am Peterskopf finden Sie unter Downloads