NABU ruft zur Nussjagd in Hessen auf –
Umweltminister Dietzel kommt nach Frankenberg

Gesucht werden junge Haselmaus-Forscher

FZ, 23.08.2007

WALDECK-FRANKENBERG (sr). In diesem Jahr gibt es ganz besonders viele Haselnüsse. Der NABU ruft deshalb in Hessen zur großen Nussjagd auf. Kinder ab fünf Jahre und Junggebliebene sollen auf die Suche nach Haselnüssen gehen, um die Verbreitung der Haselmaus, eines nahen Verwandten des Siebenschläfers, zu ermitteln. Fachleute erkennen anhand der Fraßspuren an den angeknabberten Nüssen, welches Tier am Werk war.
 

 

Die Mädchen und Jungen der Forschergruppe an der Frankenberger Ortenbergschule wollen ebenfalls auf die
„Nussjagd“ gehen. (Foto: sr)

Die nur daumengroße Haselmaus ist keine Maus, sondern gehört wie der Siebenschläfer zur Familie der Bilche. Die wichtigste Gemeinsamkeit: große schwarze Kulleraugen, buschig behaarter Schwanz und leidenschaftliches Schlafen.

Die Verbreitung der Haselmaus ist weitgehend unbekannt. Nur einige Zufallsfunde von Naturschützern bei der Reinigung von Nistkästen geben Hinweise. Deshalb ruft der NABU gemeinsam mit der Naturschutzjugend NAJU und der Naturschutz-Akademie Hessen in diesem Jahr zur Nussjagd auf.

Die Idee stammt aus Großbritannien, wo seit 1993 über eine viertel Million Haselnüsse gesammelt wurden. 2004 sammelten in Sachsen 4500 kleine und große Nussjäger insgesamt 21000 angeknabberte Haselnüsse. Davon ließen sich 291 der Haselmaus zuordnen. Im vergangenen Jahr lief die Aktion in Schleswig-Holstein. In Hessen geht der NABU von deutlich mehr Haselmaus-Nachweisen aus. In Waldeck-Frankenberg sind Haselmäuse nach bisherigen Erkenntnissen im gesamten Kreis verbreitet, aber relativ selten. „Alle, die sich bücken können, dürfen mitmachen“, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU.

Unter Haselnuss-Sträuchern lassen sich ganze Geschichten entdecken, denn Eichhörnchen, Gelbhalsmäuse, Rötelmäuse, Nussbohrer oder Haselmäuse öffnen die Nüsse auf verschiedene Weise. Die verdächtig angeknabberten Schalen sollen dann an den NABU geschickt werden, wo „Schlaumaus“ Johannes Lang die Funde fachmännisch bestimmt. So entsteht ein landesweiter Überblick über die Verbreitung der Haselmaus. Die Aktion wird von der Stiftung Hessischer Naturschutz unterstützt. Den offiziellen Startschuss für die Aktion gibt Umweltminister Wilhelm Dietzel Ende August auf dem Frankenberger Burgberg. Dort wird die NAJU Frankenberg auch spezielle Kästen für Haselmäuse anbringen.

Für Lehrer, Erzieher oder alle Interessierten gibt es umfangreiches Material für Kinder, das kostenlos beim NABU bestellt werden kann (Tel. 06441/679040). Mit Heften, Postern, Aufklebern sowie Rücksendeumschlägen mit Jagdbericht wird die Nussjagd für jedermann leicht gemacht. Alle Informationen im Internet unter www.nussjagd-hessen.de. Die NABU-Ortsgruppen in Waldeck-Frankenberg bieten auch ihre Hilfe an. Interessierte Lehrer können sich an die Vertreter vor Ort wenden und bereits jetzt Führungen vereinbaren. Die Kontaktadressen gibt es unter www.nabu-waldeck-frankenberg.de oder unter der Telefonnummer 05631/6993.


Hintergrund
Haselmaus ist keine Maus, sondern ein Bilch

(r). Die Haselmaus ist ein Schläfer oder Bilch, wie auch ihr Verwandter, der Siebenschläfer. Sie ist mit sieben bis acht Zentimetern nur daumengroß und hat im Unterschied zu Mäusen einen dicht und buschig behaarten, sechs bis acht Zentimeter langen Schwanz, der als Steuer beim Springen im Geäst dient. Die Schläfer zeichnen sich durch ihren langen Winterschlaf aus, der bei der Haselmaus bis zu sieben Monate dauern kann. Dazu vergraben sie sich oberflächennah in der Laubstreu.

Ein- bis zweimal bekommt die Haselmaus zwei bis sieben Junge zwischen Juni und September. Die Nester sind fein gewebte, faustgroße Kugeln, die gern in Brombeerbüschen, Baumhöhlen oder Nistkästen gebaut werden. Die Langschläfer werden mit bis zu fünf Jahren viel älter als Mäuse. Die Haselmaus lebt ganz versteckt im Kronenbereich von Büschen und Bäumen, ist nachtaktiv und wird daher fast nie beobachtet. Im Frühjahr frisst die Haselmaus Blüten und Knospen, später Brombeeren, Himbeeren oder Heckenkirschen, bis sie im Spätsommer die Haselnüsse für sich entdeckt, um sich das Winterfett anzufressen. Sie benötigt also Lebensräume mit einer großen Vielfalt von Sträuchern wie strukturreiche Waldränder oder Hecken mit Waldanschluss.

Die Tiere bewegen sich kletternd von Baum zu Baum fort und laufen nur sehr selten über den Boden. Dort wären sie leichte Beute für Feinde wie den Waldkauz. Die Haselmaus ist in Deutschland eine besonders geschützte Art. Sogar auf europäischer Ebene ist sie durch die so genannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. Deshalb dürfen Haselmäuse weder gestört noch gefangen werden. Gefährdet sind die Haselmäuse durch die Zerschneidung ihrer Lebensräume mit Wegen, Straßen und Siedlungen. Schnell wird die verbleibende Waldinsel so klein, dass die Haselmaus auf Dauer nicht überleben kann.

Bericht: 23.08.2007, FZ