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NSG Ederseeufer bei Herzhausen

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Erstausweisung: 1985
Gemeinde: Vöhl (Herzhausen)
MTB 4819
Schutzgrund: Bot, Orni
Größe: 28,74 ha
FFH-Gebiet Nr. 4819-303


Pressebericht v. 18.09.2010 zum 25-jährigen Jubiläum des NSG
 


Lage und Besonderheiten
Natürliche Flussauen sind heute in Mitteleuropa bis auf kleine Reste verschwunden. Wenn man jahresperiodisch überflutete und dann wieder trocken fallende Uferbereiche mit ihren speziell an diese Situation angepassten Lebewesen sehen möchte, muss man schon die großen Flussauen von Biebrza und Narew in Nordostpolen aufsuchen.

 

Von Menschenhand geschaffen, findet sich aber ein den natürlichen Verhältnissen ähnliches Wasserregime an der flachen Stauwurzel des Edersees bei Herzhausen. Das Überflutungsregime simuliert gewissermaßen die ursprüngliche Dynamik großer Flüsse in Mitteleuropa. Schon im Spätsommer wird der Wasserstand des seit 1914 eingestauten Edersees (mit 12 qkm bei Vollstau, zweitgrößtes künstliches Gewässer in Deutschland) für die Weserschifffahrt so weit gesenkt, dass große Bereiche, vor allem bei Herzhausen, trocken fallen.

 

Ein Teilbereich dieses wertvollen Ersatzlebensraums ist als NSG und zugleich FFH-Gebiet gesichert. Es besteht aus einer streng geschützten Zone l entlang der Straße von Herzhausen nach Harbshausen bzw. Asel-Süd und der nördlichen, zum See hin gelegenen Zone II, in der Bootfahren und Angeln erlaubt sind.

 

Besucherhinweis:
Die Wasservögel des Gebietes lassen sich am besten von der Uferpromenade am Ortsrand von Herzhausen aus mit dem Fernglas beobachten. An der Schiffsanlegestelle findet man eine Informationstafel über die Vogelwelt. Der Naturpark und Nationalpark Kellerwald-Edersee bieten im Herbst in den Bereich der Schutzzone II „Wattenwanderungen" im Edersee an.

 

 

 

Kurzübersicht Pflanzenwelt

• ab August ausgedehnte Verlandungszonen mit Röhrichten, Seggenrieden und Schlammlingsfluren,
 

• entlang der Straße Weichholzauengürtel (gemäß natürlicher Auendynamik im Frühjahr regelmäßig überflutet),
 

• Hochstaudenfluren vornehmlich aus Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Gewöhnlichem Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und Schlank-Segge (Carex acuta),
 

• aus Amerika eingeschleppte Kleinblütige Aster (Aster parviflorus) in relativ großen Beständen (im Kreisgebiet sonst selten),
 

• weitere häufige Arten: Blut-Weiderich (Lythrum salicaria), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Wasser-Sumpfkresse (Rorippa amphibia), Ampfer-Knöterich (Persicaria lapa-thifolia), Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia), Spieß-Melde (Atriplex prostata) und Gänse-Fingerkraut (Potentilla anserina),
 

• floristische Besonderheiten: Ufer-Alant (Inula britannica) und die Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum). Der Ufer-Alant wächst in Waldeck-Frankenberg nur an wenigen Stellen des Ederseeufers, während von der Gelben Wiesenraute zahlreiche Fundmeldungen entlang der oberen Eder zwischen Hatzfeld und dem Edersee vorliegen.
 

• östlicher Teil des NSG: hessenweit großflächigste Dominanzbestände der bis zu 80 cm hohen Schlank-Segge (Carex acuta), Großseggenriede → in Deutschland gefährdete Pflanzengesellschaften)

 

Der zunächst unbedeckte Seeboden (ca. 6 - 9 m unter Vollstau) wird von einjährigen Krautern der Zweizahn- bzw. Schlammlingsflur besiedelt. Die häufigsten Arten sind: Schlammkraut (Limosella aquatica), Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum), Vielsamiger Breit-Wegerich (Plantago major ssp. intermedia), Roter Gänsefuß (Chenopodium rubrum) und vier Zweizahnarten (Bidens tripartita, B. frondosa, B. radiata, B. cernua).

 

• steinige Gebiete: größte deutsche Population des allgemein seltenen Gewöhnlichen Hirschsprungs (Corrigiola littoralis), spezialisierte Zwergpflanze der Uferzone

 

Auf den zuletzt trocken fallenden Seebodenbereichen können keine höheren Pflanzen mehr existieren. Hier siedeln in großer Zahl die Blasenalge (Botrydium granulatum) und das Sternförmige Lebermoos (Ricda cf. cristallina).

 

Insgesamt zeigt die Vegetation eine charakteristische Zonierung, die von den jahreszeitlich unterschiedlichen Wasserständen abhängt.


Kurzübersicht Tierwelt

Für die Insekten- und Spinnenfauna sind ebenfalls Uferspezialisten charakteristisch. Im Zuge einer mehrjährigen freilandökologischen Untersuchung wurden etwa 800 Arten der Wirbellosenfauna nachgewiesen. Sehr erfolgreiche Bewohner des amphibischen Lebensraumes sind die Springschwänze (Collembolen), kleine, flügellose Urinsekten. Sie überleben die Überflutungszeit als Ei und schlüpfen beim sommerlichen Trockenfallen der Ederseeböden. Besonders erwähnenswert ist auch der Erstnachweis der Halmfliege Thaumatomya trifasäata für Deutschland, im Ederseeried ein Massentier.

 

• bisher 141 Käferarten, davon 11 auf der Roten Liste Deutschlands,
 

• in Riedbereichen 2003 in geringer Zahl Nachweise der seltenen und spezialisierten Uferspinne (Allomenga warbutoni),
 

• 76 Schmetterlingsarten (genauere Untersuchungen zur Nachtfalterfauna fehlen noch). Charakteristisch für den halbschattigen, feuchten und weichholzreichen Waldrand im Süden sind der Große Schillerfalter und das Rote Ordensband, aber auch der in Hessen gefährdete Hummelschwärmer (Hemaris fuci-formis) und der stark gefährdete Dunkle Dickkopffalter kommen im Gebiet vor,
 

• acht nachgewiesene Libellenarten, besonders charakteristisch: Weidenjungfer, Gefleckte Heidelibelle, Gebänderte Prachtlibelle, Kleine Zangenlibelle,
 

• Vorkommen seltener Muschelarten: Gemeine Malermuschel und Kleine Flussmuschel, beide haben europäischen Schutzstatus (Anhang Il-Arten), auch Gemeine Teichmuschel kommt vor,
 

• bedeutender Laichplatz des Hechts („Kinderstube" der Ederseefische)

 

Da zu dem NSG außer dem Weichholzauenwald im Südosten auch Hochwald (Nadel- und Buchenwald) gehört, erhöht sich die Zahl der Brutvögel; sie ist mit 61 Arten bemerkenswert hoch.

 

Schwimmvögel: Haubentaucher (bis 50 Bp, stark schwankend je nach Wasserstand, hessenweit bedeutendes Brutgebiet), Blässhuhn (bis 25 Bp), Stockente (bis 25 Bp).

 

Brutvögel der Staudenfluren: Sumpfrohrsänger, Feldschwirl, Teichrohrsänger und Rohrammer,

 

Greifvögel: Horste von Rot- und Schwarzmilan im Nahbereich des NSG (wichtiges Nahrungshabitat),

 

29 Nahrungsgäste: u. a. Graureiher (Brutkolonie in der Nähe), Rauch- und Mehlschwalbe, Gebirgsstelze, Wasseramsel und Eisvogel.

 

66 Arten als Durchzügler: sind Beleg für die Bedeutung des NSG als Trittstein für den Vogelzug, regelmäßig z. B. Pfeif-, Löffel- und Schnatterente, aus der Gruppe der Watvögel Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Grünschenkel oder Bruchwasserläufer, alljährlich auch der Fischadler als Durchzügler.

 

Zu den regelmäßigen Überwinterern gehört der Singschwan. Er hat hier eines der wichtigsten Winterhabitate in Hessen (max. 24 1995/96, meist um die 10 Ex.). Traditionell äsen die Tiere an den Rändern der Großseggenriede. Bemerkenswert ist auch das regelmäßige Wintervorkommen des Bergpiepers in den steinigen Uferbereichen des alten Ederbettes. Im Januar 2007 hielten sich hier mind. 25 Tiere auf, meist sind es jedoch deutlich weniger als 10.

 

Die Existenz vieler hoch spezialisierter Arten ist unabdingbar an die Beibehaltung des derzeitigen Wasserregimes - den regelmäßigen Wechsel von Überflutung und Trockenfallen - gebunden.

 

 

Klicken Sie auf die Miniaturen, um sie zu vergrößern.



Genauere Informationen zu

Flora, Fauna und Insektenwelt

des Naturschutzgebietes finden sich

auf den Seiten 138 -140 in:
„Naturschutzgebiete in Hessen“, Band 4:

Waldeck Frankenberg und Nationalpark Kellerwald-Edersee

 

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