Waldeck-Frankenberg: Als unverantwortlich bezeichnet der Naturschutzbund Waldeck-Frankenberg (NABU) das Ausbringen von Giftweizen zur Mäusebekämpfung im Streuverfahren.

Die offen auf den Äckern liegenden Giftkörner stellten eine Gefahr für viele Tierarten dar. Wenn schon nicht auf den riskanten Gifteinsatz verzichtet werden solle, müssten die Giftkörner mit einem Rohr in die Mäuselöcher eingebracht werden.

Der Wirkstoff Zinkphosphid im Giftweizen hat nach Angaben des NABU schon mehrfach Vogelsterben verursacht. So seien im Herbst 2004 in Thüringen in einem Rückhaltebecken etwa 250 tote Vögel gefunden worden, insbesondere Saatgänse und Blässgänse. Bei einigen hätten toxikologische Untersuchungen Zinkphosphidvergiftungen ergeben. Die Tiere erlitten einen qualvollen Tod.

Vor drei Jahren seien in Mecklenburg-Vorpommern 40 Kraniche am Zinkphosphid gestorben.

Laut EU-Sicherheitsdatenblatt dürfe das Gift nicht ins Grundwasser gelangen und sei für Wasserorganismen, insbesondere Fischnährtiere giftig.

Dem NABU ist z. B. eine Beobachtung einer Rebhuhnkette aus der Gemeinde Edertal bekannt geworden, die sich in der Nähe eines Ackers mit ausgestreutem Giftweizen aufhielt. „Das ist eine große Gefahr für eine Vogelart, die den letzten Jahrzehnten durch die Intensivierung der Landwirtschaft ohnehin drastisch zurückgegangen ist“, meint NABU-Kreisvorsitzender Heinz-Günther Schneider (Battenberg).

Auch andere Mäusegifte hätten zu Tiersterben geführt. In Sachsen-Anhalt sollen auf einer mit Ratron-Ködern versetzten Fläche sieben tote Feldhasen gefunden worden sein.

Laut Mitteilung einer bekannten Jagdzeitschrift seien in den achtziger Jahren im Harz über 40 Stück Schwarzwild nach Einsatz von Chlorphacinon tot aufgefunden worden.

Vergiftete Mäuse könnten nach Meinung des NABU eine Gefahr für Hunde und Katzen darstellen.

Der NABU ruft dazu auf, auf biologische Schädlingsbekämpfung zu setzen. So müssten vermehrt Nisthilfen für Schleiereulen oder Turmfalken angebracht werden. Wichtige Lebensräume für Mäuse fressende Tierarten seien Hecken und Feldgehölze. Hier seien Tierarten heimisch, auf deren Speisezettel Feldmäuse stehen, z. B. Mauswiesel, Neuntöter oder Waldohreule. Eine einfache Methode sei es, für Mäusebussarde auf Feldern und Wiesen Sitzkrücken aufzustellen, von denen aus sie den Nagern auflauern können. Auch Füchse seien eifrige Mäusejäger.

Im Übrigen weist der NABU darauf hin, dass eine starke Vermehrung der Feldmaus im Abstand von drei bis vier Jahren zur natürlichen Populationsentwicklung dieser Art gehöre. Nach einem Jahr mit Massenvermehrung der Feldmaus breche der Bestand im nächsten Jahr wieder zusammen. Insofern sei der Sinn des Einsatzes von Gift auch grundsätzlich in Frage zu stellen.