Wochenendseminar des
NABU Kreisverbands

 
 

Abwechslungsreiches Programm begeisterte Jung und Alt

W. Lübcke, April 2005

Diemelstadt: Ein positives Echo fand das Wochenendseminar „Ameise, Specht und Uhu – Tierleben im Wald“ des NABU-Waldeck-Frankenberg in der Waldarbeiterschule in Diemelstadt-Rhoden.

Die Seminarteilnehmer während einer Exkursion
(Foto: Bastian Meise)
 

Herbert Niem (NABU Bad Wildungen) neben einem Ameisenhaufen
(Foto: Bastian Meise)

Die 40 Teilnehmer der ausgebuchten Veranstaltung bedauerten sehr, dass der Betrieb der Einrichtung von Hessen-Forst am Jahresende auslaufen soll und äußerten die Hoffnung, dass an diesem „idealen Standort“ eine Bildungseinrichtung erhalten bleibe. Viel Lob gab es für die organisatorische Vorbereitung des Seminars durch Manfred Burth (Rhoden) und die gute Betreuung durch das Personal der Waldarbeiterschule. Ein Grußwort an die Teilnehmer richtete der Diemelstädter Forstamtsleiter Jörg van der Heide und freute sich über die gute Altersmischung der Seminarteilnehmer.

Vorstellung des NABU Kreisverbands

NABU-Kreisvorsitzender Heinz-Günther Schneider (Battenberg) stellte am Freitagabend zunächst seine Organisation und deren Aufgaben vor. Mittlerweile hat der NABU bundesweit rund 400.000 Mitglieder. In Waldeck-Frankenberg gehören 2500 Mitglieder in 19 Ortsgruppen dem NABU an.

Fachvortrag über heimische Eulenarten

Der erste Fachvortrag galt den heimischen Eulenarten. Als Referent konnte Martin Hormann von der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt gewonnen werden. Besondere Aufmerksamkeit galt natürlich dem Uhu als Vogel des Jahres 2005. Hormann betonte auch die Abhängigkeit zweier Eulenarten, die in den Wäldern Waldeck-Frankenbergs vorkommen, von den Spechten. Der Rauhfußkauz brütet in alten Schwarzspechthöhlen, und der vor einigen Jahren neu im Kreis entdeckte Winzling aus der Welt der Eulen, der Sperlingskauz, benötigt vom Buntspecht gezimmerte Höhlen. Die Erhaltung von Spechtbäumen sei daher eine wichtige Aufgabe für den Naturschutz im Wald.

Vortrag über heimische Spechte

Auf diese Weise ergab sich eine Verbindungslinie zu dem folgenden Vortrag von Wolfgang Lübcke (Edertal) über die heimischen Spechte mit Vorführung von Klangattrappen. Dabei bezog er auch die Ergebnisse der Unteruntersuchungen im Nationalpark Kellerwald-Edersee ein.

Höhepunkt war dann am nächsten Vormittag eine Exkursion mit Manfred Burth und Wolfgang Lübcke in die Forsten um Rhoden, wo sich die Teilnehmer von den abwechslungsreichen Waldbildern und den alten Buchenbeständen beeindruckt zeigten. Begeisterung rief ein Rauhfußkauz hervor, der die Teilnehmer aus dem Eingang einer Schwarzspechthöhle begrüßte. Aus der Gruppe der Zimmerleute des Waldes konnten das Verhalten und die Lebensraumansprüche von Schwarz- Grau- und Buntspecht studiert werden. Einige Teilnehmer sahen zum ersten Mal in ihrem Leben eine Rotte Wildschweine in freier Wildbahn.

Exkursion zur Ameisenkolonie

Das Nachmittagsprogramm galt der großen Ameisenkolonie bei Heinemanns Hütte. Manfred Burth stellte zunächst die Kahlrückige Waldameise (Formica polyctena) in einer Bildreihe vor. Mit 100 bis 130 Haufen ist die Kolonie bei Rhoden nach der in Höringhausen die zweitgrößte im Kreisgebiet. Sie existiert bereits seit einigen Jahrzehnten und wird von der NABU-Gruppe Diemelstadt gemeinsam mit der Agenda-21-Gruppe betreut. Die Ameisenhaufen werden auch kartiert und fachgerecht vermessen. Anschließend ging es dann hinaus in den Wald, wo Burth demonstrierte, wie man den Ameisen praktisch helfen kann. Beispielhaft wurde gezeigt, wie eine Kolonie, auf die Astmaterial gefallen war, freigeschnitten wird und ein anderer Ameisenhaufen durch ein paar Schnitte mit der Baumsäge wieder mehr Licht bekommen kann. Nicht bewährt – so Burth – hat sich die Abdeckung von Ameisenkolonien durch Schutzhauben. Dadurch werde mehr Regenwasser auf die Haufen geleitet und die Vegetationsbildung gefördert. Beides beeinträchtige die notwendige Temperatur im Ameisenstaat.

Exkursion zum "Faulen Bruch"

Anschließend besuchten die Teilnehmer den Faulen Bruch, ein Feuchtbiotop in Nähe der Autobahn, und verbanden diesen Programmpunkt mit einer Besichtigung der Kirchenruine von Alt-Rhoden. Die Tatsache, dass der Faule Bruch einst zum Sicherungssystem von Alt-Rhoden gehört hat (das Vorfeld des Ortes konnte als Schutz vor Feinden geflutet werden), bildete eine inhaltliche Verknüpfung. Das Biotop soll im Zuge der Flurumlegung infolge der Ortsumgehung der Bundesstraße 252 aufgewertet werden. Die Teilnehmer erfuhren auch von dem Rhodener Pfarrer Theodor Grünewald, dessen Wirken um die vorige Jahrhundertwende die Erhaltung vieler Feldgehölze in der Rhodener Gemarkung zu verdanken ist.

Bilddokumentation über Wildarten im Nationalpark

Das Abendprogramm gestaltete dann der Frankenberger Naturfotograf Gerhard Kalden mit einer beeindruckenden Bilddokumentation „Von Rothirsch, Wildschwein und Waschbär – die Wildarten im Nationalpark Kellerwald Edersee“. Besonderes Interesse galt dem Rotwild und der Frage, wie diese Charakterart des Kellerwaldes erhalten werden kann.

Vogelstimmenexkursion

Am Sonntagmorgen schließlich rundete eine Vogelstimmenexkursion das vielseitige Programm ab. Die Teilnehmer äußerten übereinstimmend den Wunsch, dass der NABU-Kreisverband auch im nächsten Jahr wieder ein Wochenendseminar anbieten sollte.

Bericht: Wolfgang Lübcke, Bilder: Bastian Meise