Durchfahrtverbot schützt das
Leben der Kröten in
Mengeringhausen


Mengeringhäuser Burgkampweg in der Dunkelheit wegen der Wanderungen zu den Laichplätzen für Autos gesperrt

WLZ, 13.04.2007

AROLSEN-MENGERINGHAUSEN (HHB). Erfolgreich ist der Schutz der Kröten bei ihren Wanderungen zu den Laichplätzen in der Nähe des Walmebades Mengeringhausen.

 

Erdkrötenpaar bei der Wanderung. (Foto: Bergmann)

Zahlreiche Lurche waren im Vorjahr von Autos überfahren worden. Die Erdkröte hat es geschafft. Sie hat von ihrem Winterquartier aus ihr Laichgewässer erreicht. Männchen und Weibchen treffen sich hier. Während das Weibchen die langen Laichschnüre mit den Eiern ablegt, klammert sich das kleinere Männchen an die Partnerin und besamt die Eier. Die Nachkommenschaft entwickelt sich zu Kaulquappen im Wasser, diese verwandeln sich nach einigen Wochen zu kleinen Kröten, die den nassen Lebensraum verlassen und Landtiere werden. Jetzt wird es richtig gefährlich für sie, und sie bedürfen unseres Schutzes.

Ende März/Anfang April erwachen die Kröten aus ihrer Winterruhe und begeben sich, wenn es warm genug ist, auf ihre Frühjahrswanderung. Jetzt heißt es, das ihnen wohlbekannte Heimatgewässer wieder zu erreichen. Allerdings sind die Tiere erst frühestens nach drei Jahren laichreif. Bis dahin haben viele von ihnen schon ihre Leben lassen müssen. Das Prinzip ist: Anfangs müssen umso mehr kleine Kröten entstehen, damit später die wenigen übrig gebliebenen zur Fortpflanzung schreiten und ihr Erbgut weitergeben können. Die großen alten Kröten – sie können zehn Jahre alt werden – sind also der wertvollste Teil der Population. Jeder Verlust ist hier ein vielfacher Schaden.

Die Frühjahrs-Wanderung zum Laichgewässer ist eine der schwierigsten Phasen im Krötenleben. Oft sind die Temperaturen noch niedrig, kaum über 5°C. Das steigert nicht gerade die Aktivität der wechselwarmen Tiere. Sie finden ihrenWeg mit mehreren Sinnen. Dabei spielen die Magnetfeldorientierung und der Geruchssinn eine Rolle. Das führt dazu, dass die Kröten sich mit großer Sicherheit zu ihrem Ziel orientieren können. Die kleinen Männchen haben meist Wege um die 500 Meter, manchmal auch von mehr als einem Kilometer zurückzulegen. Weibchen laufen im Durchschnitt längere Strecken, meist um die 1400 Meter, im Extremfall auch einmal 4,5 Kilometer.

Manchmal treffen sich die Geschlechter schon, bevor sie das Ziel erreicht haben. Dann sitzt das kleine Männchen auf der Partnerin und hält sich fest. Sie trägt ihn, bis sie das Wasser erreichen – wenn denn alles gut geht.

Manchmal stellen sich ihnen unvorhergesehene Hindernisse in den Weg. Oder sie werden selbst zum Opfer. Gegen ihre natürlichen Feinde tun sie schon, was sie können. Sie verfügen über giftige Drüsen-Ausscheidungen, die viele Feinde abschrecken. Sie wählen für ihre Wanderung die Nacht, in der die meisten Feinde ruhen. Aber gegen eines ist ihnen kein Kraut gewachsen. Wenn sie eine Autostraße überqueren müssen, droht ihnen schneller Tod.

In Mengeringhausen treffen sich viele Erdkröten im Fischteich zwischen Leiborner Straße und Burgkampweg. Besonders der Burgkampweg kann ihnen zum Verhängnis werden. Im Frühjahr 2006 sind auf beiden Straßen zusammengerechnet mindestens 86 Erdkröten von Kraftfahrzeugen getötet und platt gewalzt worden. Ein trauriges Schicksal für die Tiere, die sich so gut orientieren können und die Welt durch ihre kupfer- bis goldfarbigen Augen betrachten.

In diesem Jahr ist das Bad Arolser Ordnungsamt auf eine Anregung des Naturschutzbundes NABU hin tätig geworden und hat die Durchfahrt im Burgkampweg zwischen 19 Uhr abends und 7 Uhr morgens gesperrt. Die Sperre gilt für die Zeit vom 26. März bis Ende April. Die Autofahrer haben richtig reagiert. Am Ostermontag waren gegen 21 Uhr mehr als 50 Erdkröten auf dem Burgkampweg unterwegs – unversehrt. An den folgenden Tagen waren es etwas weniger. Die früher oder später auf der Straße befindlichen Tiere wurden nicht gezählt. Vielleicht waren es insgesamt einige Hundert – ein Naturschauspiel im Dunkeln. Auch einige Molche – Lurche mit langem Schwanz – waren zu sehen.

Der Autor Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann lebt als Vogelkundler und Naturschützer in Mengeringhausen.

WLZ, 13.04.2007, H. H. Bergmann